Gestes Fluides - Eine Ausstellung des Atelier Rohling

Autor

Jan Habegger

Veröffentlicht am

Noch bis am 20. November kann man die Ausstellung von Stéphanie Baechler und David Jacot im Outside Rohling am Justingerweg 4 in Bern besuchen. Jeweils am Donnerstag von 13.00 bis 16.00 Uhr ist der Künstler David Jacot vor Ort.

Wir haben zwei Hände. Wir umfassen die Welt von zwei entgegengesetzten Seiten, und deshalb ist die Welt wahrnehmbar, begreifbar, faßbar und behandelbar. Vilém Flusser, Frankfurt 1994

Was, wenn vier Hände am Werk sind? Vier Hände, die sich verschiedener Medien bedienen. Die Geste als Ausdruck der Hand hat sich hier in verschiedenen MatWas, wenn vier Hände am Werk sind? Vier Hände, die sich verschiedener Medien bedienen. Die Geste als Ausdruck der Hand hat sich hier in verschiedenen Materialien manifestiert. Die Linie verbindet die Arbeiten und formt Zeichen, unterstreicht den Gestus, folgt dem Blick, zeichnet Körper und findet sich auch in den Rissen des gebrannten Tons.

Die klare Linienführung von David Jacots Malerei macht sich gerne mal selbständig. Es ist eine Linie, die die Berührung und die menschliche Fähigkeit der Verwandlung verbildlicht. Die Figuren halten sich aneinander, greifen ineinander und bilden so neue mythologische Gestalten. Körper werden ausgetauscht und wieder präzisiert. Alles ist fliessend. Als Mausgesten werden bestimmte Mausbewegungen bezeichnet, mit denen ein Programm gesteuert wird. Jacot übersetzt mit dem IPad seine Gestik in digitale Punkte, die uns als leuchtende Körper begegnen und wieder verschwinden.

David Jacot wohnt in Worben und arbeitet im Atelier Rohling in Bern.

Bei Stéphanie Baechler ist die Linie nicht nur Ausdruck der Gestik sondern wird wortwörtlich ausgedruckt. Mit dem Extruder-Verfahren wird der Ton in die gewünschte Form gebracht und bekommt einen Körper, der in der Dunkelheit leuchtet. Es ist der Gestus des Suchens, der Baechlers Linie weiterzeichnet und sich auf Papier, in Ton, in Alu, im Stickstich oder anderen Trägern materialisiert. Diese fortlaufende Auseinandersetzung mit der Linie liest sich auch in ihrem Brief an die Linien im Umschlag des Buches Dear Clay. Das Buch wurde dieses Jahr mit »The Most Beautiful Swiss Book of the year 2020« ausgezeichnet. (Design: Ru
dy Guedj and Laura Pappa, Published by Building Fictions).

Stéphanie Baechler, in Meyriez geboren, wohnt in Amsterdam und unterrichtet u.A. an der Gerrit Rietveld Academie.

http://atelierrohling.ch

Text Atelier Rohling