E-Accessibility im Gespräch

Autor

Sarah Cornaz

Veröffentlicht am

Sucht man Informationen zum Thema E-Accessibility, wird eine Personengruppe fast immer hervorgehoben: blinde oder sehbehinderte Menschen. Wie sieht es bei Menschen mit geistiger Behinderung oder Behinderungen im kognitiven Bereich aus? Drei von ihnen berichten von ihren Erfahrungen.

Welche Art von Informationen suchen Sie im Internet?

Shupriya Ulli: Ich verwende das Internet oft für Recherchen über meine Krankheit. Ich schreibe gerade an einem Buch über meine Krankheit. Aber ich schaue mir auch Filme, Serien und Fotos von Celebritys an.

Manon Spozio: Ich bin viel im Internet, vor allem auf DIY (Do it Yourself)-Websites, wo ich mir Inspiration hole. Ich liebe es, mein Fenster der Jahreszeit entsprechend zu dekorieren. Ich suche aber auch Mangas, die ich dann nachzeichne.

Eine junge Frau surft auf ihrem Handy, während sie auf einem Sofa liegt.

Sucht man Informationen zum Thema E-Accessibility, wird eine Personengruppe fast immer hervorgehoben: blinde oder sehbehinderte Menschen. © Vera Markus

 

Inwiefern ist Ihnen das Internet in Ihrem Alltag von Nutzen?

Tamara Giupponi: Das Internet ist super, weil ich damit Neues lernen kann. Ich mache Schulaktivitäten, um nicht aus der Übung zu kommen. Schreiben und Lesen zum Beispiel. Ich habe mir Computerkenntnisse dank der «Fondation de Verdeil» und dann im «Centre FCPA (Formation Continue Pour Adultes) von Solidarité-Handicap mental» angeeignet . Ausserdem habe ich einen einmonatigen Informatikkurs gemacht.

Shupriya Ulli: Ich mag das Internet. Es ist sehr nützlich, wenn man einen Termin beim Arzt hat. Man kann die Adresse einfach in Google Maps suchen, das erspart eine Menge Stress. Ausserdem mag ich die Rezepte und natürlichen Heilmittel, wenn ich Kopfweh habe.

Manon Spozio

Ohne Internet wäre dieses Eingesperrtsein unerträglich gewesen. Da wären wir durchgedreht.

Manon Spozio

 

Mussten Sie in dieser Zeit der Pandemie das Internet, wie so viele, öfters nutzen?

Tamara Giupponi: Mit insieme habe ich viele Aktivitäten über Zoom gemacht, das war recht nett, weil man die anderen Leute auch sehen konnte. Es ist gut, sich so zu beschäftigen und Neues zu lernen. Mit Pro Infirmis haben wir eine Gruppe für den Unterricht und Freizeitgruppen. Da haben wir Videoanrufe über WhatsApp gemacht.

Shupriya Ulli: Ich hörte Musik. Wir sind nur fürs Einkaufen aus dem Haus gegangen. Ich war zwei Mal in Quarantäne und das war furchtbar. Ich war deshalb ständig am Computer, in WhatsApp, auf YouTube.

Manon Spozio: Ohne Internet wäre dieses Eingesperrtsein unerträglich gewesen. Da wären wir durchgedreht.

Shupriya Ulli

Manchmal klickt man auf etwas, das führt einen dann zu einer Werbung und dann noch einer und am Ende hat man sich einen Virus eingefangen. Ich schalte den Computer dann aus und starte ihn neu.

Shupriya Ulli

Mit welchen Hindernissen sind Sie beim Surfen im Internet konfrontiert?

Shupriya Ulli: Ich mache Recherchen, damit die Bewohner*innen Tiere halten können, die ihnen helfen, aber ich finde einfach nicht die richtigen Websites. Manchmal klickt man auf etwas, das führt einen dann zu einer Werbung und dann noch einer und am Ende hat man sich einen Virus eingefangen. Ich schalte den Computer dann aus und starte ihn neu. Ich schaue Netflix, aber oft findet man nicht das, was man will. Es ist als «gratis» gekennzeichnet und dann bekomme ich eine E-Mail, in der steht, dass es kostenpflichtig ist. Ich bestelle manchmal Kleidung im Internet. Es ist schon vorgekommen, dass ich etwas anderes bekommen habe als das, was ich bestellt habe. Oder ich schicke Kleider mit den Rechnungen zurück und bekomme dann ein Schreiben, in dem es heisst, dass ich nicht gezahlt habe, obwohl ich ja alles zurückgeschickt habe.

Über die interviewten Personen

Tamara Giupponi hat eine leichte Behinderung, sie kann lesen und schreiben und verwendet Computer schon von klein auf. Sie lebt alleine und ist derzeit auf Arbeitssuche.

Shupriya Ulli ist Residentin in der Fondation Eben-Hézer Lausanne. Sie arbeitet in verschiedenen Werkstätten und mag ihre Arbeit im Servicebüro ganz besonders gerne, wo sie Bücher für das Personal der Einrichtung zusammenfasst.

Manon Spozio ist Residentin in der Fondation Eben-Hézer Lausanne. Sie arbeitet in der Weberei und Töpferwerkstatt.

 

Das ganze Interview (französisch) ist in der Juniausgabe 06/2021 der Pages Romandes erschienen, die Sie per E-Mail an sarah.cornaz@bluewin.ch bestellen können.

 

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