«Essen / Bewegen» – Beispiel eines Programms zur Gesundheitsförderung in der Institution

Autor

Sarah Cornaz

Veröffentlicht am

Marine Gaillard und Margaux Favre sind Ernährungsberaterinnen SVDE. Sie unterstützen die Bewohnenden der Einrichtung Lavigny bei Fragen zu den Themen Übergewicht und Ernährung. Dies geschieht entweder auf ärztliche Anordnung (aufgrund von Verdauungsstörungen, Mangelernährung, Allergien oder anderen Gründen) oder auf Anfrage, wenn die Betreuungspersonen eine Veränderung des Essverhaltens oder des Gewichts bei den Bewohnenden beobachtet haben.

Wem wird das Programm angeboten?

Alle Bewohnenden der Institution können sich anmelden. Wir bieten das Programm jeweils einer Gruppe der Abteilung für begleitetes Wohnen (Département de l’Hébergement Socio-Educatif, DHSE) an. Bei kleinen Gruppen können wir uns besser an die Fähigkeiten jeder und jedes Einzelnen anpassen.

 

Wie läuft das Programm konkret ab?

Das Programm umfasst derzeit sieben Sitzungen und besteht aus einem Ernährungsteil mit Kochen und Diättheorie, einem Teil mit angepasster körperlicher Aktivität, der von entsprechend ausgebildeten Fachleuten durchgeführt wird, und einer abschliessenden Bilanz. Es geht zum Beispiel darum, kleine Herausforderungen zu bewältigen, wie zu Fuss zu den Workshops zu kommen oder die Treppe statt des Lifts zu nehmen. Wir gewöhnen die Teilnehmenden daran, ihren Herzrhythmus und dessen Beschleunigung zu spüren, was manchmal stressig sein kann. Das gemeinsame Kochen hilft ihnen ausserdem, das Gelernte besser zu behalten.

Wir haben ein Heft erstellt, das die einzelnen Schritte während des gesamten Programms aufzeigt. Es dient uns als Basis für die Auseinandersetzung mit ausgewogener Ernährung, dem Lesen von Etiketten, der Planung von Mahlzeiten, der Verdauung usw. Wir bieten auch Verkostungen mit den fünf Sinnen an, um den manchmal zwanghaften Rhythmus des Essens zu verlangsamen. Die Verkostungen werden schrittweise mit den Personen durchgeführt, wobei sie lernen, das Lebensmittel anzuschauen, es zu berühren, zu riechen und dann zu schmecken.

Wenn Sie unbegrenzte personelle und finanzielle Ressourcen hätten, was würden Sie in Zukunft gerne umsetzen, um die Prävention und Gesundheitsförderung im institutionellen Umfeld zu unterstützen?

Ideal wäre es, das Programm das ganze Jahr über anbieten zu können. Dies würde es den Personen ermöglichen, das, was sie während des Programms lernen, noch stärker in ihrem Alltag zu verankern. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig und effektiv ist, sich mit dem Umfeld zu beschäftigen. Dies über ein Programm zu tun, ermöglicht uns, die gesamte Gruppe anzuspechen und nicht eine einzelne Person. Niemand wird stigmatisiert, das hält die Motivation aller aufrecht.

 

Ziele des Programms «Essen/Bewegen»

Das körperliche Wohlbefinden ganzheitlich in das Bildungsprogramm einbeziehen

Die Bewohnenden und Betreuungspersonen für gesunde Lebensgewohnheiten sensibilisieren

Pädagogische und spielerische Aktivitäten rund um Ernährung und körperliche Aktivität in einem kollektiven und partizipativen Ansatz integrieren; dabei werden die Wohn- und Lebenssituation berücksichtigt, das soziale Umfeld jedes/r Bewohnenden, die individuellen Bedürfnisse in Bezug auf das biologische und psychologische Gleichgewicht in Verbindung mit dem Grad der Autonomie und der Kompetenz sowie die Lernfähigkeit.

Lionel, Person im Programm «Begleitetes Wohnen» der Einrichtung in Lavigny. Er hatte 2015 am Pilotprogramm teilgenommen und nahm vor kurzem aufgrund einer Gewichtszunahme erneut daran teil.

Wie war das Programm für Sie? Was haben Sie gelernt?

Es ist gut gelaufen. Ich habe viele Dinge gelernt. Es war interessant. Ich habe gekocht und gelernt, wie man ein gutes Essen zubereitet. Kochen war gut, wir haben Pizza und griechische Salate gemacht. Es gab auch Übungen, die ich machen musste, aber ich hatte nicht immer Zeit dafür.

Haben Sie aufgrund des Programms kleine Dinge in Bezug auf Ihre körperliche Aktivität geändert?

Mein Ziel war es, etwas mehr Rad zu fahren und zu gehen. Manchmal schaue ich auf meinem Natel nach, wie viele Schritte ich gemacht habe.

 

Lionel

Es ist schwierig, sich allein zu motivieren. Ich mache jeden Dienstagmorgen Fitness in der Gruppe.

Lionel

Haben Sie Ihre Ernährung nach dem Programm geändert?

Ja, ich mache mir kleinere Portionen, ich habe die Menge verringert und esse abends besser.

Hätten Sie Lust, das Programm zu wiederholen?

Ja, ich würde es gerne machen, weil ich es interessant finde und man viel lernt.

Was müsste noch geschehen, um Sie zu motivieren, sich mehr zu bewegen oder besser zu essen?

Mehr Kochrezepte nachkochen und Fahrrad fahren. Es ist schwierig, sich allein zu motivieren. Ich mache jeden Dienstagmorgen Fitness in der Gruppe.

 

Der ganze Beitrag (französisch) ist in der Septemberausgabe 12/2022 der Pages Romandes erschienen, die Sie per E-Mail an sarah.cornaz@bluewin.ch bestellen können.

 

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