Gemeinsam für die gleichen Ziele einstehen

Autor

Tabea Mündlein

Veröffentlicht am

Anfang Mai fand die «Europe in Action Konferenz 2024» in Glasgow statt. Der Anlass hat zum Ziel, dass sich Menschen aus ganz Europa zusammenfinden, um sich über Inklusion, die Rechte von Menschen mit Behinderungen und Best Practices auszutauschen. Ein Erfahrungsbericht von Tabea Mündlein von insieme Schweiz.

Die Konferenz fand in der University of Strathclyde’s Technology and Innovation Centre im Glasgower Zentrum statt. Insgesamt wurden Stellvertretende von Organisationen aus 39 europäischen Ländern erwartet. Darunter sowohl Fachpersonen als auch Selbstverterter*innen. Zu den verschiedenen Keynote-Speakern mit und ohne Beeinträchtigung gehörten beispielsweise Jyrki Pinomaa, der Präsident von Inclusion Europe, Theresa Shearer, CEO von Enable und Vize-Präsidentin von Inlcusion Europe,Heather Gilchrist, Mitgliedsbotschafterin sowie Professor David Hillier, Dean der Business School der Universität von Strathclyde.

Die ersten beiden Tage wurden zahlreiche Workshops angeboten. Die Themen der Workshops reichten von der Deinstitutionalisierung in Schottland, über das Stärken der Selbstvertretung, politische Rechte, Inklusion im Arbeitsmarkt bis hin zu verschiedenen Projekten aus unterschiedlichen Ländern.

70 Jahre Enable Scotland

Die diesjährige «Europe in Action Konferenz» wurde von Inclusion Europe zusammen mit der Mitgliedsorganisation Enable Scotland durchgeführt. Enable Scotland wurde 1954 gegründet und unterstützt seither Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und ihre Angehörigen. Unsere schottischen Gastgeber*innen feiern dieses Jahr also ihr 70. Jubiläum, weshalb wir am Abend des zweiten Konferenztages zur Jubiläumsfeier in der Kelvingrove Museum & Art Gallery eingeladen wurden. Von Innen erinnert das beeindruckende Gebäude an den Film «Nachts im Museum». Servierende drehten ihre Runden mit Tablets die gefüllt mit Getränken und kleinem Apérogebäck waren. Auch hier wendeten sich unterschiedliche Personen mit ihren Worten an uns.

Mitunter der Sohn eines der Gründungspaare, der uns erzählte, wie seine Eltern Enable Scotland vor 70 Jahren mitgegründet hatten.

Mitunter der Sohn eines der Gründungspaare, der uns erzählte, wie seine Eltern Enable Scotland vor 70 Jahren mitgegründet hatten. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Auftritt des Drake Music Disabled Youth Orchesters. Anschliessend wurden wir eingeladen, bis zur Schliessung um 21:00 Uhr unsere Zeit im Museum zu geniessen. Wir schlenderten durch die Räume und Gänge, betrachteten alte und neuere Gemälde und erhaschten einen kurzen Einblick in die schottische Geschichte.

 

Abschluss der Konferenz

Am letzten Konferenztag begrüssten uns einige Mitglieder der Lung Ha Theatergruppe. Lung Ha ist das führende Theaterunternehmen für Schauspielende und Theatermachende mit einer kognitiven Beeinträchtigung und Autismus, welches in Edinburgh angesiedelt ist. Für zwei ihrer letzten Produktionen hat das Ensemble den Critics’ Award für Theater in Schottland erhalten.

Eine der beiden Produktionen war das Stück «Castle Lennox», welches uns an diesem Morgen von der Autorin (Linda McLean) und einzelnen Schauspieler*innen aus dem Cast vorgestellt wurde. Linda McLean erzählte, dass ihr Onkel eine Beeinträchtigung hatte und daher in einer Institution lebte, wo sie ihn jeweils besuchte. Was sie dort erlebte, floss in das Stück ein. Denn Castle Lennox repräsentiert diese und viele weitere Institutionen für Menschen mit Beeinträchtigungen in den 80-er Jahren.

Die Geschichte des Theaterstücks dreht sich um eine junge Frau, die gegen ihren Willen nach Castle Lennox geschickt wird und dort mit fehlender Privatsphäre und Misshandlung konfrontiert wird. Als die Institutionen sich in den 90-er Jahren auflösen, sieht sie angstvoll der Welt «da draussen» entgegen und ist nicht sicher, ob sie dort noch leben kann.

Linda McLean und die Schauspielenden des Cast von Castle Lennox erzählten wie das Stück in ihrer Zusammenarbeit entstand, wie die Schauspieler und Schauspielerinnen sich ihre Rolle zu eigen gemacht haben und welche Gedanken und Gefühle dabei in ihre Arbeit eingeflossen sind. Ihre Erzählungen und Ausführungen wurden von Filmausschnitten und Songs aus dem Stück untermalt.

Nach dieser emotional aufwühlenden Thematik kamen wir ein letztes Mal für Kaffee, Tee und Gebäck im Foyer zusammen, bevor uns Lázsló Bercse (Vize-Präsident von Inclusion Europe) und Theresa Shearer (CEO Enable und Vize-Präsident Inclusion Europe) mit ein paar letzten Worten verabschiedeten und die Europe in Action 2024 Konferenz in Glasgow für beendet erklärten.

Fazit

Die Reise nach Glasgow hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es war interessant und inspirierend zu hören, wie andere Organisationen in anderen Ländern arbeiten und welche Ideen und Herangehensweisen sich bei ihnen bewährt haben. Zu sehen wie viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen und alle für die gleichen Ziele einstehen, war beeindruckend und motivierend. Ich habe auf jeden Fall neue Ideen und Perspektiven mitgenommen, die ich hoffentlich in Zukunft in meiner Arbeit einfliessen lassen kann. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass Glasgow eine unglaublich schöne Stadt und eine Reise wert ist!